Experimentelle Bildgestaltung

Vorwort

Die Geschichte der Malerei reicht zurück bis in das Jungpaläolithikum vor ca. 35.000 Jahren.
In dieser Zeit begriff der Mensch sich zunehmend als von seiner Umgebung losgelöstes Subjekt. Er wurde sich seiner Individualität, seiner Macht, aber auch seiner Verletzlichkeit bewußt.
Er entwickelte vielfältige Werkzeuge und Techniken, vor allem lernte er den Umgang mit dem Feuer. Womöglich war sogar ein verkohlter Holzscheit der Auslöser für das erste Entstehen der Kunst.

Von Anfang an stand die Kunst im Zeichen ihrer Zeit, war Ausdruck und Initiator des Zeitgeistes. Die Jäger und Sammler stellten Jagdtszenen dar, die altägyptischen Künstler richteten ihre Phantasie auf das Totenreich, und in der opulenten antiken Welt verstand man es der Legende zufolge die Trauben so naturgetreu darzustellen, daß selbst die Vögel sich täuschen ließen und versuchten daran zu picken.

Das Mittelalter stand im Zeichen der Kirchen und Könige; wieviel Mühe machten sich die alten Meister, um ihren Werken Dauerhaftigkeit zu geben.
Im 19. Jh. gewinnt die Kunst zunehmende Eigenständigkeit und ein vorher nie dagewesener Individualismus setzt ein.
Heute haben künstlerische Ausdrucksformen längst den Alltag erobert. Keine Türklinke und keine Toilettschüssel bleibt ungestylt, jeder Werbespot soll ein Erlebnis sein.
Kam im Mittelalter das Bestreben nach Dauer und Beständigkeit zum Ausdruck, ist heute die Bilderflut zu einem Bombardement ausgeartet, das vielen unerträglich ist.
Auf der anderen Seite wird durch diese Vielfalt an Kunst und Kultur immer mehr Menschen bewußt, daß die Kunst einzigartige Möglichkeiten bietet, sich selbst zu erfahren und einen sichtbaren Ausdruck der eigenen Weltsicht zu erschaffen.

Speziell die schon so oft totgesagte Malerei bietet mit ihren schier unbegrenzten Freiräumen und Experimentiermöglichkeiten einerseits vielfältige Möglichkeiten unsere Zeit zu spiegeln, andererseits ein ideales Übungsfeld für intuitives, experimentelles Handeln, das zu sinnvollen Ergebnissen führt.

Wir stehen heute an der Schwelle zum 3. Jahrtausend mit den allseits bekannten Problemen konfrontiert. Angesichts der Komplexität unserer Situation versagen die scheinbar altbewährten Strukturen. Gewaltige Veränderungen werden kommen, der Abschied von unserer bequemen aber unverantwortlichen Massenkonsumgesellschaft ist näher, so oder so, als jedem von uns lieb sein kann.
Wir sträuben uns vor tiefgreifenden Veränderungen, weil wir die Folgen nicht abschätzen können und völlig ungeübt sind im intuitivem, experimentellen Handeln.
Die experimentelle Malerei bietet eine risikolose Möglichkeit, sich im Unterscheiden von sinnvollen und sinnlosen Experimenten zu üben und hat so eine weit über sich selbst hinausreichende Bedeutung.


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